make space Teil 2 – Wie die Raumgestaltung Kreativität und Innovationskraft fördert

Jörg Seppel

Jörg Seppel

Management Garden Team

30. September 2015
10 Minuten

Wie beeinflussen Möbel und die Raumgestaltung unsere Kreativität, Zusammenarbeit und Innovationskraft? Auch im zweiten Teil meiner Buchvorstellung zu „make space: How to Set the Stage for Creative Collaboration“ dreht sich alles um diese Frage. Wieso bei der Raumgestaltung auch immer die jeweilige Situation oder der Veranstaltungszweck berücksichtigt werden sollten, erfahrt ihr in den nächsten Absätzen…

Im ersten Teil der Buchvorstellung zu „make space: How to Set the Stage for Creative Collaboration“ habt ihr bereits den Aufbau und das Ziel des Buches sowie mehrere spannende Beispiele für eine kreative Raumgestaltung kennengelernt.

Auch in Teil zwei werden euch eine Vielzahl an weiteren Gestaltungsoptionen vorgestellt, welche Managern, Mitarbeitern, Unternehmern und Innovatoren gleichsam zu Verfügung stehen, um die positive Wirkung des Raumes auf die menschliche Kreativität, Zusammenarbeit und Innovationskraft zu nutzen. Nun erfahrt ihr, weshalb bei der Raumgestaltung auch immer die jeweilige Situation und der Veranstaltungszweck berücksichtigt werden sollten und welche Möglichkeiten „make space“ hierzu vorstellt.

Zukünftige Verwendungssituationen und ihre Bedeutung auf die Raumgestaltung

Für Scott Doorley und Scott Witthoft, die beiden Buchautoren und Leiter des Environments Collaborative Institutes der Design School (d.school) in Stanford, stellt der Raum weit mehr als nur eine rein physische Umwelt dar. Sie vertreten die Ansicht, dass der Raum die Kultur, das Verhalten und die Prioritäten der sich darin befindenden Personen widerspiegelt. Somit kann die Raumgestaltung auch erwünschte Gewohnheiten und Aktionen durch entsprechendes Design steuern und inspirieren. Diese Fähigkeit wird in „make space“ nicht umsonst als der „heilige Gral des Raumdesigns“ bezeichnet. Daher ist es aus der Sicht der Autoren vorteilhaft, bereits bei der Raumgestaltung eine Vielzahl von möglichen Verwendungssituationen zu berücksichtigen.

Als Beispiel hierfür kann die Lounge des Münchner Safari Büros angeführt werden. Dort befinden sich gemütliche Möbel, Sitzsäcke und andere Sitzgelegenheiten, die sich sowohl hervorragend zum Ausruhen während einer Arbeitspause als auch zum Nachdenken oder zu einer Meeting-Vorbereitung eignen. Auf diese Weise entsteht ein flexibel nutzbarer Raum, der u.a. auch die Möglichkeit bietet, sich in einer Arbeitspause bei einer Runde Tischfussball zu entspannen. Die verschiedenen Farb- und Designelemente runden den Sinn und Zweck der Lounge ab.

Doch nun zurück zu „make space“: In Ihrem Buch empfehlen die beiden Autoren, sich vor einer Versammlung genügend Zeit für die Raumgestaltung zu nehmen. Bereits 10-15 Minuten Vorbereitungszeit sind dafür ausreichend und tragen dazu bei, das Erlebnis der sich im Raum befindenden Personen zu verbessern und an die jeweilige Situation und den Zweck des Meetings anzupassen. In diesem Zusammenhang gibt es zwei Elemente, mit deren Hilfe sich ein Raum schnell verändern lässt:

Die Atmosphäre des Raums (engl. „ambience“):

Hierbei sind zwei Dinge zu berücksichtigen: Zum einen sollte die geplante Dauer der Versammlung, zum anderen aber auch die Stimmung, die währenddessen erzeugt werden soll, bei der Raumgestaltung berücksichtigt werden.

So kann etwa eine Verringerung in der Anzahl der Lichter bzw. ihrer Intensität eine aktive Stimmung in eine reflektierende Stimmung umwandeln; auch offene Fenster können viel zu einer guten Raumatmosphäre beitragen. Sie garantieren eine kontinuierliche Luftzufuhr und besitzen somit eine energetische Wirkung – gerade bei Meetings mit langer Dauer.

Die räumliche Orientierung (engl. „orientation“):

Die räumliche Platzierung der Personen zueinander oder zu bestimmten sich im Raum befindenden Objekten sollte immer mit dem Zweck eines Meetings übereinstimmen. Sie ist eines der Elemente, welches am leichtesten verändert werden kann. Zum Beispiel, indem man die Ausrichtung der Teilnehmer zueinander ändert. Während die Personen bei einer Präsentation ein gemeinsames Sichtfeld auf den Vortragenden haben sollten, eignen sich andere räumliche Anordnungen wie ein Stuhlkreis oder eine Stuhlanordnung in Hufeisenform bestens dazu, eine Interaktion zwischen den Teilnehmern anzuregen. Insbesondere flexible Möbelelemente, etwa solche, welche in Teil eins der Buchvorstellung bereits beschrieben wurden, dienen bestens dazu, offene, variabel gestaltbare Räume zu kreieren, um diese bei Bedarf schnell und situativ zu verändern.

In diesem Zusammenhang wird in „make space“ u.a. auch eine räumliche Konfiguration hervorgehoben, welche genau diese Interaktion von Personen fördert und sich somit deutlich auf die Qualität einer Aktivität auswirken kann: Sie wird als „around the campfire“ bezeichnet. Hierbei versammeln sich die Teilnehmer in einem engen Kreis und nehmen eine tiefe Sitzposition ein.

Aufgrund der räumlichen Anordnungen sowie der Körperhaltung der Gruppenmitglieder wird deren Bewusstsein insgesamt geschärft und ihre Aufmerksamkeit in Bezug auf ein bestimmtes Thema erhöht. Dabei haben verschiedene Körperhaltungen, Sitzhöhen und der Wechsel zwischen den einzelnen Positionen einen unterschiedlichen Effekt auf die Unterhaltung. Insbesondere die Körperhaltung signalisiert ein persönliches Engagement. So sorgt z.B. eine Sitz- oder Hockhaltung innerhalb der Gruppe dafür, dass sich alle Gruppenmitglieder auf Augenhöhe befinden. Diese Situation eignet sich daher insbesondere dafür, sensible Themen anzusprechen. Eine aktive, stehende Körperhaltung spiegelt laut „make space“ hingegen eher eine dynamische Grundhaltung der Teilnehmer wider.

 

Weitere nützliche Werkzeuge für eine flexible Raumgestaltung und schnelles Prototyping

Nachdem ihr nun erfahren habt, wieso man sich unbedingt genügend Zeit bei der Raumgestaltung nehmen sollte und welche Elemente hierbei zu berücksichtigen sind, schauen wir uns in den folgenden Absätzen an, welche Werkzeuge „make space“ in diesem Kontext empfiehlt. Das Buch nennt einige Tools, die uns bei der schnellen und situationsbedingten Veränderung der Räumlichkeiten unterstützen können und beschreibt Werkzeuge, welche für die in „make space“ postulierte Kultur der schnellen Prototypen-Herstellung und des Ausprobierens nützlich sind.

Bereits seit Teil eins der Buchvorstellung wisst ihr, dass mindestens 30% des Raumes als Lagerfläche dienen sollte. Ein Tool, das laut „make space“ dazu beiträgt, die Lagerfläche optimal auszunutzen, ist ein „Storage Tower“.

Darunter versteht man bewegliche Regaleinheiten, die innerhalb eines Raumes anstatt wie üblich an dessen Seiten wertvollen Lager- und Stauraum bieten. Dies ist besonders praktisch, da sich dadurch die verstauten Materialien in unmittelbarer Nähe zu den Personen befinden und so jederzeit benutzt werden können. Dank ihrer in alle Richtungen drehbaren Rollen sind sie nicht nur komplett beweglich, sondern eignen sich aufgrund eines Schlosses auch für die sichere Aufbewahrung von Materialien. Zudem ermöglichen die lichtdurchlässigen Polycarbonat Seitenflächen sowohl das spontane Festhalten von Ideen als auch eine transparente Sicht auf die gelagerten Gegenstände. Die flexibel einsetzbaren Regalflächen im Inneren der Storage Towers machen eine beliebige Raumaufteilung möglich. In dieser Flexibilität liegt der Vorteil der Storage Towers, da gerade diese es den in den Räumlichkeiten befindenden Personen erlaubt, Kontrolle über den Raum auszuüben, anstatt durch unflexible Lagerflächen wie Schränke auf die Notwendigkeit der Existenz von Lagerraum zu reagieren.

Tools, welche die in „make space“ postulierte Kultur des Ausprobierens und der Prototypen Herstellung unterstützen, sind der „Transit Trolley“ und das „Prototyping Cart“.

Bei einem „Transit Trolley“ handelt es sich um einen kleinen, mobilen Allzweck-Wagen, auf dem man Materialien unabhängig von Form, Größe und Gewicht transportieren, ausstellen und lagern kann. Er besteht aus einem robusten Stahlrahmen auf stabilen Rollen, welcher durch weitere Elemente aus Sperrholz ergänzt wird. Die vielen übereinander gelagerten Holzplatten machen die Oberfläche zu einer beliebig veränderbaren Arbeitsfläche. Sollte z.B. die oberste Holzplatte Abnutzungsspuren aufweisen, kann diese entweder einfach umgedreht oder durch eine neue Platte ersetzt werden.

Ein weiteres Werkzeug, das Menschen dazu ermutigt, gleich anzufangen und selbst zu experimentieren, ist das „Prototyping Cart“. Das in „make space“ als „rollendes Versorgungs-Center“ bezeichnete Tool ist nichts anderes als ein mobiles Konstrukt aus verschiedenen Ablageflächen und Kästen, in denen Baumaterial gelagert wird. Die gut sichtbaren Etiketten auf jedem der durchsichtigen und nach oben offenen Kästchen sorgen dafür, dass die benötigten Materialien für alle Personen leicht erkennbar sind und sich bei Bedarf schnell herausnehmen lassen. Die sich im Raum befindenden Personen haben somit einen sehr guten Überblick, welche Materialien ihnen zu Verfügung stehen. „make space“ empfiehlt fünf Kategorien, in welche die Baumaterialien eines „Prototyping Cart“ eingeordnet werden können:

  • Biegsame Materialien: Alufolie, Gummibänder, Papier oder Modelliermasse
  • Baustoffe: Drähte oder Schaumkugeln
  • Verbindungselemente: Leim, Klemmen, Klebeband
  • Utensilien: Scheren, Kugelschreiber, Buntstifte, Locher
  • „Schätze“: Luftballons, Spielzeug, Hüte oder Spielkarten

Die robusten und komplett beweglichen Räder auf der Bodenunterseite sowie die befestigten Griffe an den Seiten des „Prototyping Cart“ sorgen dafür, dass man es zu jedem Meeting einfach mitnehmen und beliebig im Raum verschieben kann.

 

Einblick in die vielfältige Welt der innovativen Raumgestaltung

„make space“ beinhaltet noch viele weitere nützliche Tools, kreative Tipps und praktische Anweisungen, welche Managern, Mitarbeitern, Innovatoren und Erfindern bei der Umsetzung der flexiblen und innovativen räumlichen Gestaltung zu Verfügung stehen. Die in den beiden Teilen meiner Buchvorstellung beschriebenen Werkzeuge und Tipps sollen euch einen ausgewählten Einblick in die interessante Welt der flexiblen Möbel und der innovativen Raumgestaltung liefern und euch dabei helfen, Büroflächen und den darin stattfindenden Arbeitsalltag optimal zu gestalten. Sie stellen nützliche Ansatzpunkte dar, mithilfe derer gewöhnliche Büros in kürzester Zeit in „Kreativräume“ verwandelt werden können – also in Räume, welche durch ihre Gestaltung die Arbeits- und Verhaltensweisen der sich im Raum befindenden Personen positiv beeinflussen.

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Die Räumlichkeiten sind eingerichtet. Jetzt lassen Sie uns auch innovativ arbeiten. Unser Thema „Kundenzentrische Innovation“ hilft Ihnen Geschäftsmodelle zu entwickeln und kreativ neu zu denken.

Für alle, die nun weitere Einblicke rund um das interessante Thema der flexiblen Raumgestaltung bekommen möchten, um die Kreativität, Zusammenarbeit und damit letztendlich auch die Innovationsfähigkeit der Personen im Raum positiv zu beeinflussen, bietet das Buch noch eine Vielzahl weiterer lesenswerter Ansatzpunkte sowie nützliche und kreative Hinweise, die nur darauf warten, ausprobiert zu werden.

Der Artikel lehnt an folgende Arbeit an: Scott Doorley/ Scott Witthoft: make space: How to set the Stage for Creative Collaboration, John Wiley & Sonst, Inc., 2012

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Jörg Seppel
Jörg Seppel

Management Garden Team

Jörg Seppel schreibt über Product Innovation, Innovationsmanagement, Strategie und Marketing zum Wohle des Kunden. Schon seit seinem internationalen Studium befasst er sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Innovation - insbesondere mit der Frage, wie Unternehmen ihre Innovationspotentiale optimal nutzen und ihre Innovationsfähigkeit nachhaltig verbessern können.

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