Innovationsraum: Warum Frederick Winslow Taylor sich im Grab umdrehen würde

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Management Garden Team

25. März 2015
10 Minuten

Und da sitze ich nun und versuche mir, in der Phase der Ideenfindung für unser neues Geschäftsmodell, anhand anderer Modelle zu überlegen, wie ich sie neu für uns definieren könnte. Ein paar Luftschlösser habe ich ja schon gebaut, aber gerne würde ich eine zweite Meinung hören. Ich schaue zu meinem Kollegen rüber und denke daran, wie er mir erzählt, dass er mal eine Blue Ocean Strategie für seinen alten Arbeitgeber entwickelt hat.

Vielleicht könnten wir uns zusammensetzten und mal ein bisschen rekombinieren, was für uns in Frage kommt.

No way- Business as usual, das Tagesgeschäft hat ihn voll im Griff und die Atmosphäre hier ist definitiv nicht dafür geeignet. Kein Wunder auch, eingepfercht zu sechst in diesem modrigen Büro, bestrahlt von Neonlicht und offensichtlich keinerlei Anstand mehr. Selbst der uralte Teppichboden hat mehr Kultur als meine Kollegen, die allesamt in ihre Headphones gröhlen und versuchen in ihrer TelKo das Zepter an sich zu reißen.

Unsere Meetingräume sind alle besetzt und für die in der oberen Etage habe ich keine Befugnis.

Tja, dann wohl kein Plan B, stattdessen stelle ich mir in meinem Kopfkino vor, wie Miley Cyrus mit ihrer Abrissbirne das Büro in Schutt und Asche legt. Egal, ändern kann ich nichts. Morgen nehme ich mir Ohropax mit, nur für alle Fälle, und bearbeite die wichtigsten Aufgaben einfach im Home Office.

Acknowledge pioneering work

Diese Situation wird vielen bekannt sein, und zwar ungleich, ob man in einem Konzern oder in einem mittelständischen Unternehmen angestellt ist. Kein Wunder auch, man spart wo man kann. Immerhin sind Personalkosten ein enormer Kostenblock, da muss man bei der Bürogestaltung eben auch mal Abstriche machen. Aber genau diesen Abstrichen widersetzen sich immer mehr Unternehmen.

Foto: Dan Pearlman Architects Büro: MTV Headquarter Berlin

Lichtdurchflutete Räume, harmonische Designs und natürlich konvenables Mobiliar – wahre Kunstwerke, bei denen jedem Innenarchitekten das Herz aufgeht. Die Umsetzung dieses architektonischen Meisterwerks geht natürlich über die repräsentativen Eingangshallen, protzigen Chefetage und Meetingräume, in denen man die Gatekeeper und Closer empfängt, hinaus. Sie führt bis zu den Räumen, wo sie sitzen: die Menschen, ohne die das Unternehmen nicht existieren könnte; die Menschen, die die Grundsteine für neue Wege legen.

Unternehmen mit Innovationsraum streben nach mehr als nur der Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften und Grundlagen für Arbeitsstättenrichtlinien.

Frederick Winslow Taylor würde sich im Grab umdrehen. Die Menschen sollen ihre Arbeit verrichten und jetzt fangen wir an, ihnen das auch noch so angenehm wie möglich zu machen?

Think big and different

Ja!, und zwar nicht weil die Hipster unter den Unternehmen, wie Microsoft, Twitter und Facebook durch innovative Arbeitsräume uns das Vorleben, sondern weil sie sich den Leitgedanken eines innovativen Arbeitsumfeld zu Eigen gemacht haben. Es ist eine Win-Win Situation. Die Mitarbeiter profitieren von einem Arbeitsumfeld, in dem es nicht nur im übertragenen Sinne Platz für Innovation gibt. Die Arbeitgeber hingegen binden sowohl die Mitarbeiter als auch ihre Ideen an das Unternehmen und setzen ein Statement bei der Umsetzung eines ganzheitlichen Innovationsansatzes. Unternehmen wie Google brechen ganz bewusst die Life-Work-Barriere, sie stellen nur die Besten ein und wollen diese auch behalten. Mit ihrem Konzept aus originellen Büroräumen brechen sie Grenzen zwischen Home und Office und so ist es auch nicht verwunderlich, dass man gerne mal eine Stunde länger im Büro bleibt.

Shared creativity – in time and space

Aber wie machen die das nur? Das Büro in Hamburg macht es den Querdenkern, Freigeistern und IT-Genies schwierig den Headhunter am Ende der Leitung wirklich ernst zu nehmen. Denn sie haben einen Platz, an dem sie wollen. Sie sind ungebunden; können, aber müssen nicht an ihrem Schreibtisch sitzen. Sie haben Rückzugsmöglichkeiten, aber zugleich auch die Möglichkeit, zusammen in internationalen Webkonferenzen zu diskutieren. Das bietet ihnen einen Freiraum, der bunt, frisch und bequem ist. Für die kreativen Pausen zwischendurch trifft man sich in der hauseigenen Sportsbar, um sich auszutauschen oder ein ungezwungenes Meeting abzuhalten. Die kulinarische Verköstigung der Mitarbeiter versteht sich von selbst: Frühstück, Mittag- und Abendessen sogar was für den kleinen Hunger zwischendurch steht den Mitarbeiter im All-Inklusive-Paket zur Verfügung.

Besteht ein innovativer Raum also aus den Attributen Spiel, Spaß und Spannung? Nein, tatsächlich gibt es kein Pauschalrezept, wie man einen innovativen Arbeitsraum umsetzen sollte, jedes Unternehmen interpretiert es auf seine Weise. Nichts desto trotz zeichnet sich eine Tendenz ab, zumeist sind die Konzepte mit der Unternehmenstätigkeit verbunden, denn am Branding darf es nicht fehlen. So wie das Unternehmen Airbnb, das seit 2008 Couchsurfing neu interpretiert hat und seinen Usern rund um den Globus einzigartige Unterkünfte anbietet, ist es nicht verwunderlich, dass sie sich bei dem ein oder anderen Büroraum an der Idee eines gemütlichen “zu Hauses” orientiert haben.

Foto: – Büro: Airbnb meeting room

Licht, Zeit, viel Fläche, Rückzugsmöglichkeiten, unterschiedliche Arbeitsflächen und Nachhaltigkeit sind weitere Tendenzen, die sich abzeichnen bei dem Thema innovative workplace.

Change your point of view

Doch nicht jeder wird euphorisch bei dem Gedanken an innovativen Raum, denn es gibt an der einen oder anderen Stelle auch scharfe Kritik. Die Ablenkung der Mitarbeiter sei vorprogrammiert, die großen Räume seien anfällig für Lärm, man nehme dem Mitarbeiter einen festen Platz, der Ihnen Sicherheit vermittelt und das alles habe doch gar keine Struktur. Sicherlich ist dieser Freiraum nicht für jeden Mitarbeiter die Traumvorstellung, jedoch entwaffnet es auch den Kampf um Hierarchieebenen und stellt Mitarbeiter gleich.

Es muss auch nicht gleich die komplette Metamorphose sein. Kleine Schritte, wie aufgelockerte Büroräume, die Platz für Teamdiskussionen und auch mal zum Innenhalten bieten, können schon viel bewirken.

Wenn man es mit der eigenen Bürofläche nicht schafft, kann man auch einfach auf die eines anderen zurückgreifen und einen Dompteur zu Rate ziehen, der das Vorgehen dirigiert.

High involvement innovation kann man lernen! Denn zahlreiche Unternehmen haben sich der Anleitung zur Innovation verschrieben. Niemand muss stillstehen, jeder kann konkurrenzfähig sein. Mit Struktur und einem Fahrplan nimmt das Team des Spiegel Instituts einen an die Hand und führt einen durch die unendlichen Weiten des Innovationsdschungels. Hierbei wenden sich die Initiatoren nicht nur an die Geschäftsführer, sondern an die Change-Manager und die kreativen Strippenzieher.

Dabei geht es um mehr als nur die Ideen selbst. Es geht auch darum, wie sie mit den neuen Konzeptionen umgehen müssen.

Mhh… jetzt stellt sich noch die Frage, wo dieses Seminar stattfinden soll? In den eigenen Räumen, wo der Platzmangel einem den Riegel vorschiebt. Bei den Beratern selbst? Warum nicht mal an einen unbefangenen frischen Ort, der neu für alle ist und genug Platz bietet die Branchenlogik nach allen Regeln der Kunst außer Kraft zu setzen? Ein innovativer Raum wird gesucht.

Make it work

Es ist nicht verwunderlich, dass der innovative Raum an sich zur Start-Up Idee wurde, so wie beispielsweise das Konzept von ShareDesk oder Creative Loft in Berlin. Hier können Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen Arbeitsraum gemeinsam nutzen oder für Meetings und Workshops buchen. Die Bandbreite an medialen und non-medialen Ausstattungen, wie Beamer und Flipchart sind natürlich gewährleistet und auch für die Frischluftliebhaber gibt es eine Ecke im Garten des Lofts.

Foto: – Büro: Hauptraum, Creative Loft, Berlin

Natürlich denkt man jetzt: War klar das es sowas in Berlin gibt! Die Metropole der Trendsetter und Kreativen, die Heimat der vielen frischen Ideen und der Pioniere des Neuerfindens. Aber auch andere Städte etablierten sich in den vergangenen Jahren in der Co-Working Branche, wie auch der Heimathafen in Wiesbaden. Das Konzept der zwei Gründer geht über das desk sharing hinaus und fundiert auf vier wesentlichen Säulen: Coworking, Café, Conference und Community.

Von Start-ups, die sich keine teure Bürofläche und Ausstattung leisten können, Freiberuflern bis hin zu Unternehmen, die für ein neues Projekt einfach mal einen Tapetenwechsel brauchen, ist jeder willkommen.

Again: Excuses Don’t Count

Es ist unumstritten, dass Unternehmen innovativ sein müssen, das wird langfristig ihre Existenz sichern. Es geht schon lange nicht mehr darum die Kundenwünsche von heute zu befriedigen und sich darauf auszuruhen. Einmal nicht richtig abgebogen und schon fährt man in der Einbahnstraße Richtung “Aus und vorbei”.

Was ist nur aus den guten einfachen heterogenen Verhaltensmustern geworden? Warum wollen die Konsumenten denn nur mehr? Wahren Mehrwert durch mehr Möglichkeiten, mehr Features und mehr Lösungen. Sind sie denn nicht müde von der Reizüberflutung, dem “information overload” und dem maßlosen Angebot? – Vielleicht irgendwann, aber heute noch nicht!

Like it or not – aber es hängt an den Unternehmen, wie sie mit dieser Herausforderung umgehen. Dafür müssen sie nicht gleich das Rad neu erfinden. Dennoch ist es für die eigene Konkurrenzfähigkeit essentiell, am Ball zu bleiben.

Wir sollten Innovation als ganzheitliche, federführende Denkweise in Unternehmen ansehen, die nicht nur von einer Abteilung praktiziert wird. Innovation sollte nicht nur in den Köpfen unserer Mitarbeiter verankert sein, sie sollte greifbar und aktiv gelebt werden. Dazu gehört nicht nur das Grundgerüst: Wie, sondern auch Wer und Wo.

Ein Baustein in diesem ganzheitlichen Denkansatz ist sicher der physische Raum unserer Innovation.

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Im Team von Managementgarden schreiben regelmäßig Christian, Jan, Stephan und Susanne, sowie weitere Safari-Mitarbeiter.

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